Das Klöppeln habe ich bereits als kleines Kind von meiner Oma im Erzgebirge gelernt. Ich kann mich nicht erinnern, es nicht gekonnt zu haben. Im Laufe der Jahre ging ich dann in meiner Jugend vom Arbeiten nach Klöppelbrief auf das Entwerfen eigener Motive über. Sogar ein Bikini entstand einmal, der leider nicht mehr existiert. Mit Erreichen der Volljährigkeit hängte ich nicht nur die Kunst sondern auch das Klöppeln an den Nagel. Bei letzterem kam zu der Tatsache, dass ich jegliches kreatives Arbeiten mied, hinzu, dass ichh mich einfach auch daran sattgesehen hatte. Wenn man so aufgewachsen ist: Spitze auf Tischen, Schränken, an Kleidung, als Bilder an den Wänden, an Weihnachtsbäumen und Ostersträuchern…. irgendwann ist es genug.
Erst als Jahre später ein Maschendrahtzaun und die Reste von Strohballenschnüren mein Interesse weckten und ich die ersten Zäune umklöppelt hatte, kam auch die Spitzenkunst wieder zurück in mein Leben. Seitdem experimentiere ich mit Größen und Materialien, setze die Spitze in eine neuen Kontext – fernab des angestaubten Images, das ihr mitunter anhängt. Sie findet sich bei mir z.B. an ungewöhnlichen Orten wie in der Natur oder Industriebrachen wieder. Nur selten arbeite ich noch in klassischen Größenverhältnissen. Der Umgang mit groberem Material und größeren Dimensionen ist das Gegengewicht zu meinen Graphiken, in den ich mit unzähligen feinsten Linien arbeite.
Beim Umgang mit dem Garn verwende ich sichtbar und unsichtbare Verbindungen. Sichtbare Knoten als Hinweis darauf, dass Klöppelspitze ursprünglich IMMER Handarbeit war, bevor sie auch – zumindest teilweise – maschinell hergestellt werden konnte. Die Motive entwerfe ich erst im Arbeiten, d.h. ich arbeite ohne Klöppelbrief und passe die Muster auch im Arbeiten noch einmal an und experimentiere mit ihnen.
Meine verwendeten Materialien sind sowohl Naturgarne wie Hanf und Sisal als auch moderne „künstliche“ Varianten wie z.B. Polypropylen. Auch das ist als Verbindung zwischen Tradition und Moderne zu sehen. Interessanterweise ist gerade das Garn, welches aus der Ferne am meisten an die klassische Klöppelspitze erinnert aufgrund der Farbe weiß, eines der künstlichsten unter den von mir verwendeten, als Allergikerin aber auch das am wenigsten problematischste für mich persönlich. Auch Reste von Verpackungen, sogar Pappe, alte Kabel o.ä. verwende ich zum Klöppeln.
Installation – Begehungen 2018
Material: Sisal und Polypropylen, Geschirr, Äpfel
Länge der Spitze: ca. 13 m
Kaffeetrinken und ein Garten, besonders Kaffeetrinken im Kleingarten ist das verbindende Element vieler verschiedener Alters- und Gesellschaftsgruppen. Wer saß nicht schon irgendwann einmal in seinem Leben an einem Sommertag am Gartentisch zur Nachmittagszeit? Oftmals reichen Erinnerungen an diese gemeinsame Erlebnisse bis in frühe Kindertage zurück.
Die Installation ist eine Reminiszenz an genau diesen Augenblick. Was die Gartentische der Vergangenheit durchaus gemeinsam haben konnten, besonders in den Gärten der Kleingartensparte, war die praktische Tischdecke aus abwaschbarer Plastik. Dies wird aufgegriffen mit dem weißen Material. Es ist belastbares Polypropylen aus der Landwirtschaft. Das Naturgarn Sisal wiederum nimmt Bezug auf den Ort der Begebenheit: im Freien.
Die Installation weckt Erinnerungen:
- an Sommertage unterm Apfelbaum, wenn der Wind durch das Blätterdach weht
- an gemeinsame Vesper
- an Kindertage
- an mehr oder weniger liebe Verwandtschaft, die vielleicht ebenfalls der Spitzenkunst verfallen war
- uvm.
(Die Äpfel sind KEIN Bezug auf chemnitz2025. Zum damaligen Zeitpunkt Sommer 2018 war die Kulturhauptstadt sowie „WEPARAPOM – Die Parade der Apfelbäume“ noch nicht absehbar.)
Washday 1 – Laundry Tub
Washday 1 – Laundry Tub
Washday 2 – Laundry Place
Washday 1 – Laundry Tub
Washday 3 – Ironing Chamber
Washday 1 – Laundry Tub